LandFrauen und Landwirtschaft

Sind Kind und Betrieb vereinbar?
Wenn alle Aufgaben gerecht verteilt werden

Selbstständigkeit und Schwangerschaft sind für viele junge Frauen in der Landwirtschaft bis heute schwer vereinbar. Eine fairere Verteilung der Care-Arbeit und frühzeitige Planung können Abhilfe schaffen.

Familie und Betrieb miteinander zu vereinbaren, darf keine reine Frauenangelegenheit sein! © Anna Tiessen

Fakten
Der Frauenanteil unter den Studierenden landwirtschaftlicher (Fach-)Hochschulgänge ist hoch, an vielen Universitäten liegt er um die 50 %. Unter den Auszubildenden in den grünen Berufen sinkt er auf gut 25 %. Dieser Trend setzt sich bei den Hofnachfolgerinnen mit 18 % fort und erreicht bei den Betriebsleitungen mit einem Frauenanteil von nur 11 % einen Tiefpunkt.

In der Studie Frauen.Leben.Landwirtschaft wurden Frauen auf den Höfen zu ihren Rollen und Aufgaben befragt. Die allermeisten Frauen müssen gleichzeitig unterschiedliche Aufgabenfelder miteinander vereinbaren – im Betrieb, in Haushalt und Familie, in Nebenbetrieben oder auch außerbetrieblich. Der Haushalt ist nach wie vor Frauendomäne, 83 % sind hier tätig und überwiegend auch dafür verantwortlich. Das trifft auch auf Betriebsleiterinnen und Geschäftsführerinnen zu.

Trotz guter Ausbildung - Rollenverständnisse hemmen
Unausgesprochene Rollenerwartungen unterstützen bestehende, traditionelle Rollenverteilungen und Zuständigkeiten. Diese zu durchbrechen, erfordert für einheiratende Frauen genauso viel Mut wie für Töchter in landwirtschaftlichen Betrieben, die unterschiedlich von ihren Brüdern sozialisiert werden. Männliche Hofnachfolgen dominieren auch, weil es die Elterngeneration oft noch so anstrebt. Die Studienergebnisse zeigen deutlich: Frauen werden wahrscheinlicher Betriebsleiterin oder Hofnachfolgerin, wenn sie entweder Einzelkind sind oder nur Schwestern haben.

Junge Paare leben vermehrt moderne Rollenverständnisse. Diese kippen aber oft mit der Geburt des ersten Kindes. Nichtsdestotrotz ist ein Wandel hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit sichtbar. 

Lösungswege zur weiblichen Betriebsleitung
Für den dlv ist klar: Jede Familie muss ihre individuelle Lösung finden. Aber eine Frau die beides möchte, soll sich nicht zwischen Kind und Kuh entscheiden müssen.

Es bedarf einer frühzeitigen Planung. Jungen Menschen in der Landwirtschaft stehen vielfältige Informations- und Beratungsangebote unterschiedlicher Träger offen. Diese auch zu nutzen, liegt in der individuellen Verantwortung. Eines ist klar: Wissen erhöht das Selbstvertrauen, verbessert die eigene Stellung in der Diskussion und öffnet Türen zu neuen Lösungswegen.

Vereinbarkeit ist eine gemeinsame Herausforderung für die ganze Familie. Es braucht mehr Mut zu einer echten partnerschaftlichen Betriebsführung und zur Überprüfung der eigenen Erwartungen und Rollenbilder. Mit der Geburt des ersten Kindes müssen Aufgaben neu durchdacht und anders verteilt werden. Die gemeinsame Lösung muss für die Menschen auf dem Hof passen und nicht der Nachbarschaft gefallen.

Es ist zudem eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, Frauen und Familien Vereinbarkeit zu ermöglichen. Dazu braucht es ein erreichbares Unterstützungsnetz - auch unabhängig von der Oma. Die Verfügbarkeit und Nutzung haushaltsnaher Dienstleistungen, ein bedarfsgerechter öffentlicher Personennahverkehr und ausreichend Kinderbetreuungsplätze in den ländlichen Räumen zählen hierzu. Auch das Elterngeld bietet finanzielles Entlastungspotential für Selbstständige.

Die Betriebs- und Haushaltshelfer der SVLFG springen auf Antrag im Mutterschutz und bei Arbeitsunfähigkeit ein. Der Versicherungsträger für die in der Landwirtschaft Beschäftigten arbeitet zudem daran, die Informationen zu Leistungen rund um Schwangerschaft und Mutterschutz gebündelt neu aufzubereiten.

Fazit
Frühzeitige Planung ist das A und O, um Lösungen und den Weg hin zu einer fairen Aufteilung der Care-Arbeit zu finden. Außerdem gilt es externe Dienstleistungsoptionen zu kennen und diese bei Bedarf auch finanziell einzuplanen.


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